Broschiert, 240 Seiten,
Echo Verlag
erschienen 1995
Herausgegeben von Lars Thomsen, veganbasics
Gäbe es eine Bibel für Veganer, dann wäre es mit Sicherheit dieses Buch. Aber die heutige vegane Ernährung beruht nicht auf Glauben, sondern auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Gill Langley hat mit ihrem Buch, das auf einer Analyse von Veröffentlichungen in Fachzeitschriften seit dem Jahr 1960 beruht, das Standardwerk der veganen Ernährung geschrieben. Im Hauptteil ihres Buches dokumentiert die Autorin auf rund 220 Seiten die internationale wissenschaftliche Literatur über alle Aspekte der veganen Ernährung und ihren Einfluss auf Gesundheit und Lebenserwartung. Das Werk weist trotz der medizinisch-wissenschaftlichen Thematik einen gut verständlichen Stil auf. Es ist eine wertvolle Informationsquelle für jeden, der sich über allgemeine oder besondere Aspekte informieren oder die gängigen Vorurteile gegenüber Veganern widerlegen möchte. Durch die ausführlichen Quellenangaben ist es auch für Ärzte und Heilpraktiker eine interessantes Arbeitsmittel.
Strukturierung
Die medizinischen Aspekte der veganen Ernährung werden nach Themen dargestellt. Jedes Kapitel enthält eine übersicht zur Forschungslage, bewertet kritisch die Ergebnisse der verschiedenen Ansätze und fasst die Schlussfolgerungen Gill Langleys in einer Kurzübersicht zusammen. Alle Quellen sind sorgfältig dokumentiert. Das Buch kann komplett gelesen, aber noch besser als praktisches Nachschlagewerk eingesetzt werden. Auf einen Blick kann sich der Leser anhand der Kurzzusammenfassung einen Überblick zu dem für ihn interessanten Thema verschaffen - oder bei größerem Interesse durch die Lektüre des gesamten Kapitels oder gar die Verwendung der Literaturstellen fundierte Kenntnisse erlangen.
Rubriken
Protein und Energie
Kohlenhydrate
Fette
Vitamine
Mineralstoffe
Vegane Mütter und Kinder
Milch und Gesundheit
Die allgemeine Gesundheit vegan lebender Menschen
vegane Ernährung als Therapie
Interessante Punkte
Der Intelligenzquotient von veganen Kindern war bei den bisherigen Messungen deutlich höher als im Durchschnitt. Entsprechend sind die Kinder ihren nicht vegan lebenden Kameraden in der geistigen Entwicklung weit voraus. Ob dies an dem höheren Bildungsgrad der veganen Eltern liegt oder mit der Ernährung selbst zu tun hat, ist allerdings noch nicht geklärt. Die frühere abwertende Einschätzung der Qualität pflanzlichen Proteins im Vergleich zu tierischen Produkten basierte auf Tierversuchen, nämlich der Fütterung junger Ratten. Die Bedürfnisse der Versuchstiere unterscheiden sich jedoch von denen der Menschen, und so erwies sich wieder einmal der Tierversuch als ungeeignete Methode. Die Weltgesundheitsorganisation schaffte 1991 den Proteintest nach jahrzehntelangem Einsatz ab, da er als Instrument zur Qualitätsbeurteilung von Eiweißen für die menschliche Ernährung ungeeignet sei. Tempeh wird Traditionell ein hoher B12-Gehalt zugeschrieben. Neuere Analysemethoden ergaben, dass es (sofern kein B12 zugesetzt wird) praktisch kein aktives B12 enthält.
Vorwort
Von Timothy Key, Bvm&S, Msc, Dphil, Imperial Cancer Research Fund, Cancer Epidemology Unit, Universität von Oxford:
Seit der Erstveröffentlichung von »vegane Ernährung« im Jahr 1988 ist die Zahl der vegan lebenden Menschen beträchtlich gestiegen, und der Veganismus wird mehr denn je verstanden und respektiert. Auch die wissenschaftliche Untersuchung der veganen Ernährung wurde während dieser sieben Jahre vorangetrieben, daher ist diese Ausgabe des Buches wesentlich umfangreicher als die erste. Gill Langley bespricht alle veröffentlichten Forschungsergebnisse systematisch und behandelt den Ernährungsphysiologischen Wert veganer Ernährungsformen sowie ihre Auswirkungen auf die Indikatoren der Gesundheit. Sowohl die positiven Aspekte als auch die möglichen Schwachpunkte werden einer eingehenden Betrachtung unterzogen, und der Leser erhält sehr schnell ein klar umrissenes Bild des heutigen Wissensstandes. Die wissenschaftliche Untersuchung der veganen Ernährung und der Gesundheit vegan lebender Menschen ist von großer Bedeutung. Der Veganismus wird offenbar besonders leicht verkannt oder mit Vorurteilen betrachtet: manche Nicht-Veganer sind der Meinung, vegan lebende Menschen seien grundsätzlich unterernährt, manche Veganer wiederum glauben, ihre Ernährungsform sei aufgrund ihrer Natürlichkeit geradezu garantiert gesund und richtig. Die Forschung zeigt, dass beide Sichtweisen falsch sind. Eine bewusst zusammengestellte vegane Diät liefert reichliche Mengen aller essentiellen Nährstoffe, aber die allgemein anerkannten Ernährungsrichtlinien müssen eingehalten werden, um eine gesunde Ernährung zu gewährleisten. relativ wenig Informationen gibt es bisher über die Langzeitgesundheit vegan lebender Menschen: sie sind im Durchschnitt schlanker und haben einen niedrigeren Cholesterinspiegel als Omnivore (Allesesser) oder Vegetarier, und sie sind höchstwahrscheinlich weniger anfällig für koronare Herzkrankheiten und Dickdarmkrebs, aber diese und andere Krankheiten müssen noch weiter untersucht werden. Die Welt verändert sich sehr schnell, während wir uns dem ende des zwanzigsten jahrhunderts nähern. Die Verbreitung des Veganismus ist sensationell und verspricht Verbesserungen im Umgang mit Tieren und lösungen so mancher Umweltprobleme, denen wir uns gegenüber sehen. Inmitten dieser spannenden Ereignisse ist es unbedingt erforderlich, Entscheidungen aufgrund solider Belege zu treffen. Diese Buch wird hierbei eine Schlüsselrolle spielen, indem es solche Beweise auf dem Gebiet der Ernährung liefert. Für Veganer, potentielle Veganer und Gesundheitsfachleute wird es als Nachschlagewerk von unschätzbarem Wert sein. Ich hoffe, dass es außerdem die Ernährungswissenschaftler zu weiterer Forschung anregt, denn es gibt noch immer wenig Informationen über die Langzeitgesundheit vegan lebender Menschen. Ich bin sicher, dass viele Menschen es lesen werden.